Ist Stressmangement ein „alter Hut“?
„Sorry, bin im Stress“, das hört man heutzutage permanent, egal ob im beruflichen oder privaten Umfeld. Wer nicht im Stress ist, ist heute schon fast nicht mehr „ganz normal“. Und beim Thema Stressmanagement winken viele ab, es scheint ein „alter Hut“ zu sein.
Aber in meinem Impuls-Vorträgen, Schnupper-Workshops und Online-Fortbildungen im Bereich Stress- und Selbstmanagement stelle ich immer wieder fest, dass die vielfältigen Tools, die das Stressmanagement bietet, vielen Mitarbeiter*innen gar nicht wirklich bekannt sind.
Was ist das Gegenteil von Stress? Wovon wollen wir eigentlich mehr haben, wenn wir weniger Stress haben wollen?
Ich glaube, dass es für jeden Menschen etwas anderes ist. Für mich persönlich ist es nicht Ruhe, sondern Gelassenheit.
Wenn wir in Stress geraten, verlieren wir unsere innere Gelassenheit:
Das Gefühl handlungsfähig zu sein und die Situation aktiv meistern zu können. Die körperliche Stressreaktion mobilisiert zwar zunächst alle körperlichen und auch geistigen Kräfte, der Mensch gerät in eine Art „Hab-Acht-Stellung“. Dies ist zunächst tatsächlich hilfreich, um die erhöhten Anforderung von außen bewältigen zu können. Nimmt der Stress aber überhand oder dauert lange an, übernimmt er quasi die Kommandozentrale in unserem Gehirn. Wir verlieren unsere Handlungsfähigkeit, fühlen uns ausgeliefert und haben das Gefühl, nicht mehr klar denken zu können. Aber das ist nicht nur ein Gefühl, hier sind pyhsiologische Mechanismen am Werk, die Teil der menschlichen Stressreaktion bei starkem Stress sind.
Nicht nur, was uns genau in Stress bringt ist im Detail individuell, auch, was uns unsere Gelassenheit wieder finden läßt. Was den einen mitnimmt, lässt den anderen kalt. Deshalb ist es wichtig, seine eigenen Stressoren möglichst genau unter die Lupe zu nehmen: Was ganz genau stresst Sie persönlich – ganz allgemein, aber auch bezogen auf konkrete wiederkehrende Situationen am Arbeitsplatz, in denen Ihnen die Gelassenheit abhanden kommt?
Die zur Verfügung stehenden Strategien im Stressmanagement sind vielfältig. Aber erst, wenn Sie identifiziert haben, wo für Sie in punkto Stress der „Hase im Pfeffer“ liegt, können Sie Strategien entwickeln, die auch tatsächlich greifen.
Das kann sein, bei der körperlichen Stressreaktion anzusetzen und mit kleinen Stressreduktions-Techniken immer wieder da eigene Stresslevel gezielt zu senken.
Es kann aber auch bedeuten im mentalen Stressmanagemenz anzusetzen:
Dabei geht es um die Auseinandersetzung mit den eigenen Ansprüchen an sich selbst z.B. dem Bild immer perfekt sein zu müssen sein oder dem gelernten Muster, es allen recht machen zu müssen. In diesem Fall kann es wichtig sein, zu lernen, sich besser abzugrenzen, auch einmal nein zu sagen.
Am Arbeitsplatz ist es aber natürlich auch oft die Menge der äußeren Anforderungen, die es zu strukturieren und der es aktiv zu begegnen gilt, um handlungsfähig zu bleiben.
Aus meiner Sicht sind die Kompetenzen, die ein umfassendes Stressmanagement bietet, gerade für unsere heutige Arbeitswelt mit ihren vielfältigen Anforderungen, eindeutig ein „Must have“. Wir alle brauchen Stresskompetenz sowohl als Mitarbeiter*in, und erst recht als Führungskraft, um in der heutigen Arbeitswelt zu bestehen, beruflich erfolgreich zu sein und gleichzeitig für unsere Gesundheit Sorge zu tragen.